Freie Schule für ökologisches Engagement geehrt
Grünauer Einrichtung erhält den ersten UN-Dekade-Preis Leipzigs
»Ich bin so froh, dass es euch hier in Grünau gibt«
, lobt am 27. Februar Laudator Dr. Leonhard Kasek das Engagement der Freien Schule
in seiner Rede zur Verleihung des UN-Dekadepreises für biologische Vielfalt im Saal des Theatriums.
Als erstes Projekt Leipzigs überhaupt, wurde der Agenda-Gruppe der Grünauer Einrichtung die Ehrung dieser weltweit anerkannten Organisation zu teil. Und das zu Recht: Zur Preisverleihung konnte man einen Blick auf die vielen kleinen und größeren Aktionen der sechsköpfigen Gruppe werfen, die seit knapp fünf Jahren an der Schule existiert.
Dabei sind es keineswegs Projekte, die nur für sich alleine stehen. »Wir achten schon sehr darauf, dass das alles ineinander greift.
Schließlich ist der Umgang mit der Natur ein komplexer Teil des Lebens und einzelne Aspekte können nicht voneinander losgelöst betrachtet
werden«
, meint Henrik Ebenbeck, der als Pädagoge an der Freien Schule tätig ist und sich in der Agenda-Gruppe engagiert. Es geht also um
Nachhaltigkeit, nicht um Schnellschüsse.
Doch was genau bedeutet das? Für Kasek beginnt dies schon beim täglichen Schulweg: »Die meisten Schüler werden nicht mit dem Auto gebracht und
das obwohl viele nicht im Stadtteil wohnen.«
Dies sei nur ein kleiner Beitrag, aber beispielhaft für ein naturnahes Konzept. Naturschutz - ein
Begriff, den mittlerweile jedes Kind kennt und mehr oder weniger verinnerlicht hat - bestenfalls kann es die genaue Definition herbeten. Dabei ist es viel
mehr als das bloße trockene Wissen, was man sich irgendwie in den Kopf pauken muss. Es ist Liebe zur Natur und das Leben mit ihr. Das ist gar nicht immer
einfach: »Letztes Jahr standen wir beispielsweise vor einem Problem, das wir so nicht erwartet hätten«
, erzählt Agenda-Gruppen-Mitglied
Andreas Ortmann.
»Unser Schulgarten, in dem wir Kräuter und Gemüse für den Eigenbedarf anbauen, wurde regelmäßig von Hasen weggefressen. Das hat uns mächtig
gewurmt, aber die Hasen gehören ja letztlich auch zur Natur und wir wollten sie nicht einfach nur durch einen Maschendrahtzaun fernhalten.«
Kurzerhand wurde ein Weidengeflecht installiert, das die Beete schützt und die heimischen Nager obendrein ernährt. Darüber hinaus sei ein extra Salatbeet
außerhalb des Zaunes nur für sie geplant. »Ein Musterbeispiel an Nachhaltigkeit«
, wie Naturexperte Kasek findet.
Auch die anderen Aktionen allein des vergangenen Jahres, können sich sehen lassen: Da waren die Kids beispielsweise mit jeder Menge Spaß und Eifer beim Bau eines Insekten-Hotels dabei. Im Oktober schwärmten sie zur großen Apfelernte in den Stadtteil aus. Die Früchte ihrer Arbeit aßen sie pur, dörrten sie in Ringen in einer selbst gebauten Vorrichtung und verarbeiteten den Rest zu Saft. Einprägsam für alle Beteiligten war auch das Projekt zur Mülltrennung: Dabei leerten sie die große Abfalltonne vor aller Augen auf dem Schulhof und sortierten deren Inhalt. Das Ergebnis war ein deutlich kleineres Volumen an eigentlichem Müll. Im Rahmen einer veganen Woche beschäftigten sich die Agenda-Mitglieder sehr intensiv mit den Themen Lebensmittel und Massentierhaltung und zauberten am Ende ein veganes Büfett, das bei allen Schülern und Lehrern gleichermaßen gut ankam.
»Die vegane Woche war ein tolles Projekt«
, resümiert Henrik Ebenbeck. »Derzeit sind wir dabei eine Materialkiste dafür
zusammen zu stellen, die wir dann gern an andere Schulen oder Einrichtungen ausborgen möchten.«
Leonhard Kasek ist von dieser Idee begeistert:
»Das ist gelebte Öffnung in den Stadtteil. Ich hoffe, dass das Angebot auch genutzt wird und damit solche tollen Projekte Nachahmung
finden.«